Organspende-Skandal: Aufsichtsrat zieht Notbremse

 

München. Immer neue Vorwürfe gegen das Klinikum Rechts der Isar: Bei der Vergabe von Spenderorganen soll manipuliert worden sein. Der Aufsichtsrat zieht nun die Notbremse und ordnet eine Neuaufstellung an.

Knapp sechs Stunden hat die außerordentliche Sitzung des Krankenhaus-Aufsichtsrates gedauert. Zehn Ärzte des Münchner Uni-Klinikums Rechts der Isar wurden am Samstag ausführlich befragt zu Vorwürfen wegen angeblicher Manipulationen bei der Vergabe von Spenderorganen. Am Abend tritt der Aufsichtsratsvorsitzende und bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) schließlich in München vor die Presse – er wirkt etwas müde, bemüht sich aber, Entschlossenheit zu demonstrieren. Als erste Reaktion werde die Organisation der Transplantationsmedizin an dem Klinikum komplett umgekrempelt, erklärt Heubisch – um möglichst rasch verloren gegangenes Vertrauen in das Klinikum, die Transplantationsmedizin und die Organspende überhaupt zurückzugewinnen.

Zentrale Botschaft: Am Rechts der Isar wird ein selbstständiges Zentrum für Transplantationsmedizin errichtet. Bisher lag die Verantwortung dafür bei der Klinik für Chirurgie sowie der Medizinischen Klinik II. Deren Leiter werden nach Lesart des Ministeriums damit aber nicht degradiert. Vielmehr wolle man mit der Bündelung der obersten Verantwortung bei einer Person und in einem eigenen Zentrum die Abläufe optimieren und erkannte Defizite beseitigen.

Ob das ausreicht, muss sich erst noch zeigen. Das weiß auch Heubisch. Er betont deshalb, dass man die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft und der Bundesärztekammer abwarten müsse. Je nach deren Ergebnissen behalte sich der Aufsichtsrat weitere Schritte vor.

Immerhin kam das Gremium zu einem eindeutigen Befund. In den bisherigen Abläufen habe der Aufsichtsrat „organisatorische und kommunikative Defizite im Bereich der Lebertransplantation“ festgestellt, sagt Heubisch und übt sich damit in extrem zurückhaltender Informationspolitik. Aber im Klartext heißt das: Am Klinikum Rechts der Isar, das zur Technischen Universität München (TUM) gehört, lag einiges im Argen.

Doch Heubisch geht nicht auf Details ein. Er spricht zwar allgemein davon, dass Richtlinien zur Transplantation strikt eingehalten werden müssen. Aber es bleibt unklar, worauf er sich damit bezieht. Immerhin sollen in dem Krankenhaus mindestens in einem Fall Laborwerte gefälscht worden sein, um dem Patienten schneller ein Spenderorgan zu verschaffen. Das Klinikum hat den Manipulationsverdacht bei der Vergabe von Spenderorganen vor einigen Tagen zwar bestätigt, das Ausmaß jedoch noch als unklar bezeichnet.

In den vergangenen Tagen waren immer neue Hinweise auf Ungereimtheiten an die Öffentlichkeit gelangt. Unter anderem soll das Krankenhaus alkoholkranke Patienten auf die Warteliste für eine Lebertransplantation genommen haben, obwohl sie eigentlich erst sechs Monate völlig abstinent sein müssen, bevor sie ein Anrecht auf eine Spenderleber haben. Auch ein todkranker Patient soll noch eine neue Leber erhalten haben, obwohl er zu krank für die Operation gewesen sein soll. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag) soll ein führender Arzt zwar bereits 2010 Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gehabt, dies aber verschwiegen haben. Auch dazu will Heubisch nach der Sitzung nichts sagen.

Zugleich bricht er aber ganz allgemein eine Lanze für die Transplantationsmediziner und ihre schwierige Arbeit. Man dürfe nicht vergessen, dass es für die Ärzte immer ein gewisses Entscheidungsspektrum gebe und dass sich in der Medizin oftmals kein exakter Meterstab anlegen lasse, sagt Heubisch, der vor seiner Politikkarriere als niedergelassener Zahnarzt gearbeitet hat. Auch deshalb steht die Expertenkommission, die in allen bayerischen Transplantationszentren die Abläufe überprüfen soll, vor keiner leichten Aufgabe. Sie tritt am 26. Oktober zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen.

dpa

 

Hans-Jürgen Beerfeltz: „In­ter­na­ti­o­nale Unter­neh­men sind Vor­bil­der für Good Cor­porate Gov­ernance“

Berlin / Leipzig. Der Staats­sekre­tär im Bun­des­mi­nis­te­ri­um für wirt­schaft­liche Zusam­men­arbeit und Ent­wick­lung (BMZ), Hans-Jürgen Beerfeltz, hat in seiner heutigen Er­öff­nungs­rede zur Kon­fe­renz „Key Cor­porate Gov­ernance Issues in Emerg­ing Mar­kets – Theory and Prac­tical Execution“ an der Han­dels­hoch­schule Leipzig (HHL) die Vorbildfunktion internationaler Unternehmen herausgestellt. Vor rund 100 in­ter­na­ti­o­nalen Teil­neh­mern aus Wissen­schaft, Ent­wick­lungs­orga­ni­sa­tionen, Unter­neh­men und In­ves­toren machte der Beerfeltz deut­lich, dass Corporate Governance ein wich­tiger Bau­stein hin auf dem Weg zu nach­haltiger Ent­wick­lung sei.

„Gera­de in­ter­na­ti­o­nale Unter­neh­men prägen in Ent­wick­lungs- und Schwellen­ländern die ent­ste­hende Corporate Governance-Kultur. Sie sind mit ihren Standards beim Umgang mit Mit­ar­bei­tern und Stake­holdern, bei Trans­pa­renz sowie Anti­kor­rup­tion Vor­bil­der. Dieser Vorbild­funktion müssen sie ver­ant­wor­tungs­voll ge­recht werden“, erläuterte der Staats­sekre­tär.

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