Viviane Reding: Die Quote der Vernunft

Mit einer flexiblen Verfahrensquote will die EU-Kommission den Frauenanteil in den Unternehmensspitzen signifikant steigern. Die weiblichen Talente sind da – sie müssen nur gefördert werden. In der „Welt“ stellt Viviane Reding, EU-Justizkommissarin und Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Ihren Standpunkt zur aktuellen Debatte zur Frauenquote vor. 

Das Thema mobilisiert. Und es polarisiert. Dabei sind sich fast alle Befürworter und Gegner in einem entscheidenden Punkt längst einig: Wir brauchen mehr Frauen in den Spitzenpositionen der Wirtschaft. Reding warnt vor Quotenfrauen, die nur aufgrund ihres Geschlechtes, aber nicht wegen ihres Könnens an die Spitze gerufen werden. Der Prozess bedarf keiner aggressiven Regulierung , sondern vernünftige Resultate.

Der Vorschlag der EU-Kommission ebne einen Weg für eine deutliche Stärkung des Frauenanteils in den Führungspositionen der Wirtschaft, der zugleich der nationalen Politik in den Mitgliedsstaaten wie den betroffenen Unternehmen erhebliche Spielräume bei der Umsetzung lässt.

Den vollständigen Artikel finden Sie unter http://www.welt.de/print/welt_kompakt/debatte/article111869812/Die-Quote-der-Vernunft.html

 

Manager-Gehälter „fast jenseits von Eden“

Etliche Führungskräfte der deutschen Wirtschaft fordern eine Selbstbeschränkung beim Gehalt. Die Unternehmen sollten endlich selbst Obergrenzen in die Vergütungssysteme einziehen, bevor dies durch den Gesetzgeber geschehe, sagen viele Manager.

Die Diskussion heizte nicht etwa Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann an, sondern VW-Chef Martin Winterkorn sorgte für Erstaunen und Verärgerung. Satte 17.471.208 Euro kassierte er im vergangenen Jahr und damit rund das Doppelte dessen, was jeweils Ackermann, Daimler-Chef Dieter Zetsche oder dem obersten Siemens-Manager Peter Löscher als Salär erhielten. Im Mittel bekam ein DAX-Vorstandschef 2011 gut fünf Millionen Euro und damit 400.000 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer in der Industrie und im Dienstleistungsbereich wurde 2011 in Deutschland mit einem Brutto-Gehalt von rund 40.000 Euro entlohnt; die Bundeskanzlerin erhielt gut 208.000 Euro.

Gehälter sollen sich mehr am Erfolg orientieren

In Deutschland gibt es seit 2009 das Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung (VorstAG). Demnach sollen die Gehälter angemessen und nachhaltig ausgerichtet sein. Es fehlen jedoch konkrete Zahlen und Höchstgrenzen bei der Vergütung. Auch im Kodex für gute Unternehmensführung (Corporate Governance Kodex) gibt es hierzu keine Anhaltspunkte. Es heißt lediglich, dass die Vorstandsbezüge angemessen sein sollen und sich nach persönlicher Leistung, wirtschaftlicher Lage, Erfolg und Aussichten des Unternehmens richten mögen und sich auch an vergleichbaren Firmen orientieren.

Quelle: http://www.derwesten.de/wirtschaft/manager-gehaelter-fast-jenseits-von-eden-id6733322.html

Corporate Governance – Kontrolleure nehmen Vorstandsgehälter ins Visier

Die Rekordvergütung von VW-Chef Martin Winterkorn heizt die Diskussion um die Verhältnismäßigkeit von Vorstandsgehältern an. Eine Regierungskommission will sich das Salär der DAX-Chefs vorknöpfen. Eine Obergrenze könnte verbindlich werden.

Die Vorstände der börsennotierten deutschen Firmen müssen mittelfristig damit rechnen, dass zu einer guten Unternehmensführung auch eine Deckelung ihrer Vergütungen gehören könnte. Die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex hat beschlossen, sich die Höhe der Vorstandsgehälter noch einmal vorzuknöpfen. Sie nimmt damit einen Vorschlag des Kommissionsvorsitzenden und Commerzbank-Aufsichtsratschefs Klaus-Peter Müller auf.

„Wir wollen darüber ausführlich beraten, Experten hören und keinen Schnellschuss auf Basis einer Tischvorlage abliefern“, sagte Müller am Mittwoch im Anschluss an die Entscheidung des Gremiums über aktuelle Änderungen am Kodex. Er reagierte damit am Mittwoch auf Kritik seines Kommissionskollegen, DGB-Vorstandsmitglied Dietmar Hexel. Dieser hatte moniert, dass die Kommission nicht schon jetzt eine Empfehlung abgegeben hat, wonach die Aufsichtsräte die Gesamtvergütung ihrer Vorstände verbindlich einer Obergrenze unterwerfen.

Hexel hatte vorgeschlagen, die maximale Höhe auf ein Mehrfaches des durchschnittlichen Arbeitnehmereinkommens in ihrem Betrieb zu begrenzen. Müller sagte, er selbst habe ja in einem Brief an die Aufsichtsratschef der DAX-Konzerne die Diskussion in Gang gesetzt. „Wir wollen abwarten, welches Echo dieser Brief zeitigt. Ich hoffe, dass die Politik den Unternehmen Zeit und Raum lässt, zu reagieren.“

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) plant nach eigenen Angaben aktuell keinen gesetzlichen Eingriff. Müller verwies zugleich darauf, dass es schon zahlreiche Firmen gebe, die ihre Vorstandsgehälter gedeckelt haben. Er will das Thema über ein Konsultationsverfahren in der breiten Öffentlichkeit zur Diskussion stellen. „Ich sehe keinen Anlass zu Handlungsbedarf mit besonderer Hektik.“ In diesem Jahr hatte die Vergütung zwar eigentlich nicht auf der Agenda der Kommission gestanden. Allerdings hatte das Rekordgehalt von Volkswagen-Chef Martin Winterkorn von fast 18 Mio. Euro Fragen zur Verhältnismäßigkeit aufkommen lassen und die Diskussion neu angeheizt.

Die Kommission beschloss allerdings zahlreiche Änderungen am deutschen Kodex und stärkt vor allem die Unabhängigkeit der Aufsichtsräte. Dabei habe sie viele Anregungen aus den mehr als 70 Stellungnahmen berücksichtigt, die sie im Rahmen der Konsultation erhalten hat, wie Müller weiter sagte. So verfasste die Kommission einen ganzen Passus neu, in dem es nun heißt: „Dem Aufsichtsrat soll eine nach seiner Einschätzung angemessene Anzahl unabhängiger Mitglieder angehören.“ Die Zahl und die Fortschritte bei der Umsetzung sollen im Corporate-Governance-Bericht veröffentlicht werden.

Ziel ist es beispielsweise in Firmen, die von einem Großaktionär beherrscht werden, ein Gegengewicht zu schaffen, wie Kommissionsmitglied Professor Theodor Baums erläuterte. Der Großaktionär solle in Rechnung stellen, dass er nicht alleine bestimme. Was angemessen sei, hänge aber von der jeweiligen Aktionärsstruktur ab. Halte sich eine Firma nicht an diesen Grundsatz, müsse sie dies der Öffentlichkeit mitteilen und begründen. Das könnte in Zukunft also beispielsweise VW mit Großaktionär Piech blühen. Auch eventuelle Interessenskonflikte bei Wahlvorschlägen zum Aufsichtsrat sollen künftig minutiös offengelegt werden, damit sich die Aktionäre ein Bild machen können. Dem aktuellen Trend zu Fixgehältern bei der Bezahlung von Aufsichtsräten trug die Kommission ebenfalls Rechnung: Sie änderte den Kodex dahingehend, dass sie variable und feste Vergütungen zulässt. Werden erfolgsorientierte Gehälter bezahlt, sollen sie allerdings auf eine „nachhaltige Unternehmensentwicklung“ ausgerichtet sein, empfiehlt die Kommission.

„Ein Aufsichtsratsmitglied ist im Sinne dieser Empfehlung insbesondere dann nicht als unabhängig anzusehen, wenn es in einer persönlichen oder geschäftlichen Beziehung zu der Gesellschaft, deren Organen, einem kontrollierenden Aktionär oder einem mit diesem verbundenen Unternehmen steht, die einen wesentlichen und nicht nur vorübergehenden Interessenkonflikt begründen kann.“

Mehr Geld für den Aufsichtsrat der Deutschen Börse

Der Aufsichtsrat der Deutschen Börse soll künftig besser bezahlt werden. Vor allem der designierte Chef des obersten Kontrollgremiums, Joachim Faber, soll fast ein Viertel mehr bekommen als der derzeitige Aufsichtsratschef Manfred Gentz. Das sagte Gentz am Mittwoch auf der Hauptversammlung der Deutschen Börse.

Der einstige Allianz-Chef Faber wird künftig 250.000 Euro von dem Frankfurter Marktbetreiber kassieren. Gentz, der aus Altersgründen aus dem Gremium ausscheiden wird, bekam 2011 nur rund 200.000 Euro. Die Gehaltsstruktur des Vorstands ändere sich nicht, so Gentz.