SAP wählt erstmals eine Frau in den Aufsichtsrat

Der Software-Riese SAP hat erstmals eine Frau als Vertreterin der Anteilseigner in den Aufsichtsrat gewählt.

Die Hauptversammlung stimmte mit 99,3 Prozent am Mittwoch in Mannheim dem Vorschlag des Aufsichtsrates zu, Anja Feldmann in das Kontrollgremium zu berufen. Feldmann ist Professorin an der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik an der Technischen Universität Berlin und gilt als renommierte Internet-Forscherin.

Auf Arbeitnehmerseite sitzen im 16-köpfigen SAP-Aufsichtsrat insgesamt bereits drei weibliche Mitglieder. Die stellvertretende Betriebsratschefin Christiane Kuntz-Mayr, die zur stellvertretenden Aufsichtsratschefin aufstieg, bekam vergangene Woche Verstärkung von Margret Klein-Magar und Inga Wiele.

Von dem ehrgeizigen Ziel, bis 2017 jede vierte Führungsposition mit einer Frau zu besetzen, ist der Walldorfer Konzern aber noch ein gutes Stück entfernt. Ende 2011 waren laut Co-Chef Jim Hagemann Snabe 18,7 Prozent Frauen in Führungsverantwortung beiSAP. 2011 war die erste Frau im Firmenvorstand, Angelika Dammann, zurückgetreten. Bisher konnte das Unternehmen keine geeignete Nachfolgerin finden. Die Suche laufe weiter, sagte Aufsichtsratschef Hasso Plattner.

„Es ist nicht so, dass die Kandidatinnen auf dem Markt im Überfluss zur Verfügung stehen“, erklärte Plattner. Von den rund 16 400 SAP-Mitarbeitern in Deutschland sind laut Vorstand 28,4 Prozent weiblich.

Quelle:  http://www.focus.de/finanzen/news/wirtschaftsticker/unternehmen-sap-waehlt-erstmals-frau-in-den-aufsichtsrat-auf-kapitalseite_aid_757319.html (dpa-AFX)

Wahlen zu Aufsichtsrat: Katerstimmung bei SAP

Der SAP-Betriebsratsvorsitzende hat unerwartet den Sprung in den Aufsichtsrat verpasst. Seine Wahlmänner entschieden sich im letzten Moment um. Nun denkt er über einen Rückzug nach.

Noch Tage nach der verlorenen Aufsichtsratswahl steht der SAP-Betriebsratsvorsitzende Stefan Kohl unter Schock: „Das ist unfassbar, aber nicht zu ändern“, schrieb er am Montag in einer Stellungnahme.

Seine Wahlmänner hatten bei der Wahl am vergangenen Mittwoch ihr Versprechen nicht eingehalten. „Einigen sind nach der Auszählung die Gesichtszüge entgleist“, so ein Beteiligter. Nach den Vorwahlen hatte Kohls Liste noch 72 Delegiertenstimmen auf sich vereinen können. Bei der Wahl blieben nur noch 48 übrig. Der erste Mann auf Kohls Liste, Stefan Schulz, zog in den Aufsichtsrat ein, der Betriebsratschef selbst blieb draußen. Gewinner sind Panagiotis Bissiritsas und Kohls Betriebratskollegin Christiane Kuntz-Mayr, die wieder in das Kontrollgremium gewählt wurden.

Nun denkt Kohl offenbar über seinen Rückzug nach: „Ich selbst werde das Ergebnis erst mal sacken lassen. Danach werde ich gemeinsam mit meiner Familie entscheiden, wie ich mit der eingetretenen Situation umgehen werde“, schrieb er.
Das wäre ein Schlag für das Unternehmen, denn der seit 2008 amtierende Betriebsratsvorsitzende ist gut verdrahtet und kommt gut mit Finanzvorstand Werner Brandt aus. Im Betriebsratslager brodelt es. Von „Königsmord“ ist die Rede und davon, dass die Wahl angefochten werden könnte. Kohl sei einigen zu mächtig geworden, heißt es. Er habe Chancen auf den Posten des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden gehabt.
Dass die Wahl angefochten wird, ist hingegen unwahrscheinlich. Das komme extrem selten vor, sagt Marie Seyboth, Justiziarin beim Deutschen Gewerkschaftsbund. „Es genügt nicht der Verstoß gegen das Wahlverfahren, es muss auch das Wahlergebnis beeinflusst haben“, so Seyboth.
Unwahrscheinlich ist auch, dass die DGB-Gewerkschaften Verdi und IG Metall die Wahl rückgängig machen wollen. Vor der Wahl hatten sie die Teilnahme von kleineren Gewerkschaften wie der Vereinigung der Rundfunk-, Film- und Fernsehschaffenden infrage gestellt. Doch mit Mario Rosa-Bian zog ihr Vertreter in den Aufsichtsrat ein.
Die Amtszeit des aktuellen Aufsichtsrats endet bei der Hauptversammlung am 23. Mai. Für die Kapitalseite gibt BMW-Aufsichtsratschef Joachim Milberg seinen Posten auf, an seiner Stelle tritt Anja Feldmann, Professorin an der TU Berlin, an.