Weitere Aktionärsberater planen Denkzettel für Deutsche-Bank-Aufsichtsrat

Dem Aufsichtsrat der Deutschen Bank droht eine ungemütliche Hauptversammlung.

Nach dem britischen Investorenvertreter Hermes und der Kölner Vereinigung Institutionelle Privatanleger empfehlen einem Pressebericht zufolge weitere Aktionärsberater, die Kontrolleure Ende Mai nicht zu entlasten. Die chaotisch verlaufene Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann habe der Bank geschadet, kritisieren laut „Finacial Times Deutschland“ (Montag) die Investorenberatungen Glass Lewis und Ivox.

Ob sich die Aktionäre Ende Mai mehrheitlich für die Nichtentlastung der Räte aussprechen, hängt laut Zeitung vom Marktführer unter den Investorenberatern, der US-amerikanischen Institutional Shareholder Services (ISS), ab. Dieses Unternehmen wird seine Empfehlung dem Blatt zufolge voraussichtlich kommende Woche veröffentlichen. Eine Nichtentlastung des Aufsichtsrats zieht zunächst keine konkreten Schritte wie die Ablösung von Aufsichtsräten nach sich. Die Investoren wollen damit aber eine deutliches Signal an den künftigen Chefkontrolleur Paul Achleitner richten. „Das könnte dazu beitragen, sicherzustellen, dass der Aufsichtsrat unter der Führung von Herrn Achleitner künftig im vollsten Ausmaß als Advokat der Aktionärsinteressen agiert“, heißt es laut Zeitung in dem Glass-Lewis-Schreiben.

Der Aufsichtsrat hatte im vergangenen Jahr monatelang in einem von Ärger und Intrigen geprägten Prozess nach einem Nachfolger für Vorstandschef Josef Ackermann gesucht. Im Sommer einigten sich die Beteiligten auf eine Doppelspitze, bestehend aus Investmentbankchef Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen. Ackermann sollte Aufsichtsratschef werden, was ein Verstoß gegen den deutschen Kodex für gute Unternehmensführung gewesen wäre. Doch nach zahlreichen kritischen Stimmen erklärte Ackermann schließlich, doch nicht für diesen Posten zur Verfügung zu stehen.

Glass Lewis zählt neben der größeren ISS zu den mächtigsten Aktionärsberatern, an deren Einschätzungen sich die Investoren weltweit orientieren. So hatten sich Glass Lewis und ISS jüngst gegen das Gehalt von Citigroup-Chef Vikram Pandit von 15 Millionen Dollar gestemmt und sich damit bei der Aktionärsversammlung durchgesetzt. Ivox aus Karlsruhe arbeitet nach früheren Angaben für 14 Kapitalanlagegesellschaften.
dpa-AFX